Es gibt verschiedene Definitionen, was Gesundheit ist. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert sie z.B. folgendermassen:
„Gesundheit ist ein Zustand vollkommenen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht allein das Fehlen von Krankheit und Gebrechen.“
Auch wenn mir das Umfassende dieser Definition gefällt, klingt sie in meinen Ohren etwas statisch, denn sie beschreibt Gesundheit als einen „Zustand“. Ich möchte sie deshalb durch eine von der chinesischen Medizin inspirierte Sicht, die den Akzent mehr auf die Bewegung legt, ergänzen.
Gesundheit als Bewegung
Für mich ist Gesundheit ein dynamischer Prozess. Dieser Prozess bewegt sich so lange ich lebe auf einer Skala, die von „top fit“ zu „schwer krank“ reicht. Je nachdem, was mir von der Natur mitgegeben wurde, in welches soziale Umfeld ich hineingeboren wurde und wie ich zu mir schaue, kann ich meine Gesundheit beeinflussen und sie innerhalb meiner Möglichkeiten auf der Skala verschieben. Ich kann zum Beispiel „eigentlich gesund“ sein, aber Raubbau an meinem Körper treiben und so auf der Skala langsam aber sicher in Richtung „krank“ wandern. Im Gegenzug kann ich bei einer chronischen Krankheit, „eigentlich krank“ sein, aber gut zu mir schauen. So beeinflusse ich den Krankheitsverlauf positiv und bleibe länger im „fitten“ Bereich der Skala. Auch kann mich ein Unfall von „top fit“ zu „schwer krank“ katapultieren und mich so zwingen, den langen Weg zurück ans andere Ende der Skala anzutreten. Gesundheit ist nie statisch; ich bin nicht ein für alle mal gesund und in den wenigsten Fällen ein für alle mal krank. So lange ich lebe, bewege ich mich, und meine Gesundheit bewegt sich, im Rahmen meiner Möglichkeiten, mit.
Im Fluss
Dass die WHO Gesundheit als Zustand beschreibt, erstaunt einen westlich geprägten Menschen nicht. Unsere Welt ist aus Teilchen aufgebaut. In der Chinesischen Medizin sieht man die Gesundheit jedoch als etwas Fliessendes. Hier ist die Welt aus Lebensenergie, Qi, aufgebaut. Qi ist ein Energie/Materie-Kontinuum: Ist es verdichtet, erzeugt es unseren Körper, ist es flüchtig unsere Gedanken und Gefühle. Qi ist Bewegung. Krankheit entsteht in diesem Denkmodell, wenn diese Bewegung stockt oder die Richtung ändert. Ein Tumor entsteht also, wenn Qi nicht mehr fliesst. Ein Tumor ist gestaute, kondensierte Lebensenergie.
Gedanken sind die Zukunft unseres Körpers
Denken wir uns Qi als Energie/Materie-Kontinuum, bedeutet dies in der (kinesiologischen) Praxis, dass eine Trennung von Körper und Geist hinfällig wird. Eine Verbesserung des körperlichen Zustandes ist via „Seele“ erreichbar, und der Geist ist über den Körper beeinflussbar. Das Qi lässt sich sowohl durch eine Arbeit an den Emotionen, wie auch durch körperlich orientierte Techniken positiv beeinflussen. Verändere ich den Gedanken oder das Gefühl, verändere ich die Zukunft meines Körpers. Verändere ich den Körper, verändere ich den Zustand meiner Gefühle und Gedanken. Gesundheit ist ein dynamischer Prozess, und was wir heute denken und fühlen wird, wenn wir uns nicht wieder in einen harmonischen Grundzustand zurückversetzen (Homöostase), in ein paar Jahren unser Körper sein. Dieser Tatsache wird die chinesische Medizin gerecht, indem sie neben Rezepturen, Akupunktur und Moxa auch Nahrungsmittel, Massage (Tuina) und Körperarbeit (Qi Gong) einsetzt. So kann Homöostase auf allen Ebenen erreicht werden, bevor sich der Qifluss dauerhaft verändert und stoffliche Ansammlungen entstehen.