1. Die Keule
Oft frage ich mich: „Gibt es etwas Schöneres, als auf dem Sofa zu liegen und aus dem Fenster zu schauen?“ Die Antwort lautet: „Ja, auf dem Sofa liegen und Filme gucken (Schokolade nicht vergessen!).“ „Pfui!“ meldet sich sofort die innere Keule: „Faul sein ist schlecht; schlecht für die Gesundheit und das Bindegewebe, schlecht für die Gesellschaft und das Bruttosozialprodukt. Zack zack, Bewegung! Hop hop, gesunde Ernährung!“ Und so macht die innere Keule das, was innere Keulen immer tun: Sie treibt mich kurzfristig an und verschafft mir langfristig ein schlechtes Gewissen.
2. Die Motivation
Die Krux mit Gesundheit und Bewegung ist, das wir in Dekaden und nicht in Monaten denken müssen. Der Körper ist wie eine Heizung: ein träges System. Wenn wir das Heizungsventil voll aufdrehen, wird es schnell warm im Raum – und dann zu warm. Nun den Regler wieder ganz zuzudrehen, bringt zwar die Temperatur schnell runter, doch dann wird es wieder zu kalt. Es wäre besser, das Ventil auf eine mittlere Position zu stellen und so eine passende Durchschnittstemperatur zu erreichen. Genauso verhält es sich mit unserem Körper: Einmal im Monat 10 Kilometer joggen und dann wieder auf dem Bürostuhl dauersitzen bringt ihm nichts. Er braucht die Regelmässigkeit. Und die erreichen wir nicht mit der inneren Keule. Die erreichen wir nur mit Motivation; und zwar mit Motivation, die von innen, also aus dem Herzen und der Freude kommt. Nur sie ist stark genug, uns nach einem Arbeitstag vom Sofa fernzuhalten.
3. Das Richtige finden
In meiner Kindheit und Jugend war meine Motivation zur Bewegung ein Ball. Wie der sprichwörtlichen Karotte rannte ich Bällen nach, am liebsten beim Fussball, stundenlang und unermüdlich. Aber im Sportunterricht 100 Meter rennen oder gar Geräteturnen? Eine Qual! Die reine Zumutung! Heute bin ich für’s Rennen oder gar für Konditionstraining echt zu faul, aber nach vier Stunden Lindy-Hop-Workshop am Abend an der Party weitertanzen? Kein Problem! Ich bin zwar eigentlich faul, aber mit der richtigen Motivation mutiere ich zu einer Art Sportlerin.
Ich würde von mir selbst nie behaupten, dass ich sportlich bin. Sportlerinnen sind für mich Menschen, die sich quälen können. Ich hingegen bin ein Weichei. Eine faule Socke, die auf wundersame Weise bewegt wird. Du magst vielleicht Spaziergänge im Wald oder Billard. Um besser spielen oder längere Spaziergänge machen zu können, bewegst du dich mehr und übst. Und da du dich gut fühlst, wenn du spazierst oder Billard spielst, machst du es, so oft du kannst. Nicht weil du musst und die innere Keule dich antreibt, sondern weil du Freude daran hast und es willst. Du wirst dir im Alltag Platz schaffen, damit du dich bewegen kannst, weil es dir wichtig ist. Du bewegst dich regelmässig und dein Körper (und natürlich auch dein Geist) profitieren davon.
Wichtig ist, das Richtige für dich zu finden. Ich bin sicher, irgendwo da draussen gibt es Bewegung, die dir Spass machen wird! Und falls du noch eine Inspiration brauchst, hier ein hübsches Lindy-Hop-Video: