Swing it, Kid!

Siebzigerjahre in der Agglomeration einer damals noch unhippen Schweizer Stadt. Während alles schläft, infiziert ein Ausländer die Kinder der örtlichen Blasmusik mit einem Virus, das viele von ihnen niemals mehr loswerden: Swing.Dieser Flüchtling arrangiert Swingsongs für seine Kinder, die es ihm mit begeisterten (falschen) Tönen danken, manchmal zuhause sogar üben und schliesslich richtig gut werden. An den Konzerten tanzen die Leute und stehen auf den Tischen – für die Kinder ist dies normal. Es ist für sie auch selbstverständlich, dass ihr Dirigent keine Marschmusik macht. Er übt mit ihnen zwar die Stücke ein, überlässt das Marschieren jedoch dem Präsidenten. In den Proben ist er manchmal freundlich, bei Fehlern barsch („Was spielst du da? Geh in die Apotheke und kauf dir neue Finger!“) und immer unerbittlich. Und wenn es dann endlich so klingt wie er es sich erhofft hat, strahlt er wie ein kleiner Bub.

Ich weiss nicht genau, weshalb unser Dirigent, Dalibor Brazda, fliehen musste und woher seine tiefe Abneigung gegen das Marschieren kam. Ich weiss jedoch, dass sein Einfluss auf die örtliche „Musikszene“ der Siebziger- und Achtzigerjahre immens war und dass er mir heute in den Sinn kommt, weil ich – immer noch diesem Hitlergrussurteil nachhängend – in meiner DVD-Sammlung „Swing Kids“ suche.

Und wie es im unendlichen www so gehen kann, lande ich auf der Suche nach einem Link zum Trailer von Swing Kids auf den Seiten der Solothurner Filmtage 2016. Dort wurde anfangs Jahr der Dokumentarfilm über die Schweizer Swing Kids von Dai Kimoto gezeigt, eine Big Band aus Jugendlichen, zu der es sich übrigens wundervoll tanzen lässt. Wenn ihr sie also mal an einem Konzert  seht, packt die Tanzschuhe ein!

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