Lies Maus!

Zuerst war ich nur angewidert; dann wurde ich wütend: angewidert und wütend, in einem Land zu leben, in dem ein Hitlergruss durch das höchste Gericht zur „persönlichen Haltung“ verniedlicht wird. Dieses Symbol für Menschenverachtung, dieses „Seht her! Ich finde es in Ordnung, wenn Millionen Menschen weggesperrt, gequält und umgebracht werden, weil es nötig ist, minderwertiges Leben auszumerzen und die arische Rasse in Glanz erstrahlen zu lassen“ trägt in der Schweiz das Gütezeichen „Meinungsfreiheit“. Was einem österreichischen Pegida-Anhänger eine 18-monatige bedingte Freiheitsstrafe einbrachte, steht in der Schweiz jedem zu.Das ist natürlich nicht die Schuld der Bundesrichter. Sie setzen ein vom Parlament ausgearbeitetes und von Volk und Ständen gutgeheissenes Gesetz um. Und hier wandeln sich Ekel und Wut in Unglauben: Lebe ich wirklich in einem Land, das die Neo-Nazis dieser Welt als Mekka preisen? Wie erkläre ich als Schweizerin meinem Gottenkind den Hitlergruss? „Weißt du Kleiner, die Leute zeigen damit einfach, dass sie es toll finden, dass ein kleiner Österreicher vor langer, langer Zeit ein bisschen böse war. Das ist wie wenn Gotte und Götti mit dem FCZ-Liibli an einen Match gehen.“?

Ich habe heute Nacht „Maus“ von Art Spiegelman nochmals gelesen und werde diese Woche allen, die ich treffe, sagen: „Lies Maus!  Es gibt Geschichte, die nicht vergessen werden darf.“

PS: Und wer der Ansicht ist, der zweite Weltkrieg sei Vergangenheit, lese diesen kurzen Artikel von Elisabeth Binder vom Max-Planck-Insitut.

PPS: Hier noch der Link zu einer Graphic Novel, die weitgehend unbekannte Geschichte erzählt: Rosa Winkel von Michel Dufranne, Milorad Vicanovic und Christian Lerolle.

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