Was ist Kinesiologie? ♯ 2: Der Muskeltest

Muskeltest: "Was ist Kinesiologie?"

In meinem Beitrag „Was ist Kinesiologie? ♯ 1“ habe ich die Kinesiologie als Werkzeugkiste beschrieben, die mit bewährten Techniken aus verschiedenen Heilmethoden bestückt ist. Etwas habe ich dort jedoch nur kurz erwähnt: den Muskeltest. Er ist allen Kinesiologierichtungen gemeinsam, auch wenn er unterschiedlich ausgeführt und interpretiert wird.

Der Muskeltest wurde am Anfang des letzten Jahrhunderts von Henry und Florence Kendall für die physiotherapeutische Arbeit mit Poliokranken (Kinderlähmung) entwickelt. Bei diesem ursprünglichen Testen wird der Körper in Positionen gebracht, die einzelne Muskelgruppen isolieren. Diese Muskeln müssen dadurch stärker arbeiten. Anschliessend wird in der Nähe eines Gelenkes Druck ausgeübt und die getestete Person gibt Gegendruck. Dies führt zu einer Art Patt: Beide Personen geben gleich viel Druck und somit ändert sich die Position des getesteten Körpers nicht. Nun gibt die testende Person noch etwas mehr Druck. Kann der Muskel diesem zusätzlichen Druck standhalten, spricht man von einem „starken“ Muskel. Dies ist die Art des Muskeltestens, die heute noch der Applied Kinesiology (das ist die aus der Chiropraktik) eingesetzt wird.

Der Muskeltest in der nicht-medizinischen Kinesiologie

In der nicht-medizinischen Kinesiologie wird der Muskeltest leicht anders ausgeführt. Hauptsächlich wird weniger mit Druck gearbeitet und mehr auf das „wie fühlt es sich an“ geachtet. Dabei wird davon ausgegangen, dass Reize (z.B. Gedanken und Gefühle) körperlich erfahrbar sind, weil sie den Muskeltonus verändern. (Mehr dazu im Artikel „Stress – was ist das eigentlich?„)

Was kann ein solcher Test?

Es gibt unterschiedliche Sichtweisen, was ein solcher Muskeltest kann oder aussagt. Für mich als Komplementärtherapeutin ist er ein Biofeedback des Körpers. Damit dieses Feedback funktioniert, braucht es Achtsamkeit und die Gleichberechtigung zwischen Therapeutin und Klient. Nur die Getesteten sollen beurteilen, ob ein Muskel stark oder schwach testet. Der Muskeltest ersetzt das Denken nicht, er erweitert den Verstand durch die Körperintelligenz. Ein Testresultat ist immer eine Momentaufnahme und liefert keine Diagnose im schulmedizinischen Sinn. Es können somit auch keine Allergietests o. Ä. gemacht werden. Als Orakel – leider gibt es anscheinend Leute, die  irgendwelche Termine  „austesten“ – taugt er ebenfalls nicht.

Hier noch die Definition des Verbandes „KineSuisse“: Link)